Hilfe bei Tinnitus
Tinnitus: Therapie
Tinnitus – was tun? Im Rahmen der Tinnitus-Behandlung kommen in der Regel verschiedene Therapiebausteine wie Medikamente, Entspannungsverfahren und spezielle Bewältigungsstrategien zum Einsatz. Grundsätzlich gilt: Je schneller man bei Ohrgeräuschen eine Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten, dass sich die Ohrgeräusche nicht weiter verschlechtern.
Was tun gegen Tinnitus?
HNO als erste Anlaufstelle
Bei Ohrgeräuschen ist grundsätzlich der HNO-Arzt der erste Ansprechpartner. Das gilt insbesondere dann, wenn die Ohrgeräusche erstmals auftreten und/ oder länger als 24 Stunden anhalten. Wenn die Ohrgeräusche mit Schwindel oder einer Hörminderung einhergehen, ist ein schneller Arztbesuch umso wichtiger.
Dort kann ermittelt werden, welche Ursache die Ohrgeräusche haben und wie eine entsprechende Therapie auszusehen hat. Sollte dem Tinnitus eine Grunderkrankung zugrunde liegen, ist es unverzichtbar, diese gezielt zu behandeln.
Tinnitus-Behandlung: Bausteine im Überblick
Im Allgemeinen stehen bei Tinnitus folgende zentrale Behandlungsbausteine zur Verfügung, die in der Regel miteinander kombiniert werden:
- Medikamente
- Entspannungsverfahren, Stressabbau
- Tinnitus-Counseling (Beratung, Aufklärung) mit Bewältigungstraining
Während bei einem akuten Tinnitus (3 Monate) eine schnelle medikamentöse Therapie (z. B. Gabe von hochdosiertem Kortison oder Tinnitus-Infusion zur Durchblutungssteigerung) oberste Priorität hat, geht es bei chronischem Tinnitus (besteht bereits länger als 3 Monate) vornehmlich um den richtigen Umgang mit den Ohrgeräuschen und den Aspekt „Erfüllt leben trotz Tinnitus“.
In beiden Fällen können pflanzliche Präparate auf Basis von Ginkgo biloba als sanfte Unterstützung eingesetzt werden.
Darüber hinaus ist das Thema Stressabbau und Entspannung bei Tinnitus von enormer Bedeutung – schließlich gilt Stress als eine der häufigsten Ursachen für Tinnitus.
Tinnitus: Medikamente
Ärztlich verordnete Medikamente, die insbesondere bei akutem Tinnitus zum Einsatz kommen, sind:
- Hochdosiertes Kortison (z. B. als Tinnitus-Infusion oder Tinnitus-Tabletten)
- Antibiotika (z. B. bei Vorliegen einer Mittelohrentzündung)
- Durchblutungsfördernde Medikamente (z. B. bei einem Hörsturz)
Arzneimittel auf Basis von Ginkgo-biloba-Extrakt sind zur unterstützenden Tinnitus-Therapie zugelassen und rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Diese rein pflanzlichen Präparate können auf gut verträgliche Weise helfen, die Durchblutung im Innenohr zu verbessern und die Regeneration des Hörorgans zu unterstützen. Das gilt sowohl bei akutem als auch bei chronischem Tinnitus.
Lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten.
Lesen Sie hier mehr zum Thema Mittel gegen Tinnitus.
Hilfe bei Tinnitus: Entspannungsverfahren
Stress gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung eines Tinnitus. Hinzu kommt: Auch bei bereits bestehendem Tinnitus spielt Stress eine negative Rolle. Denn stehen wir unter Anspannung, werden in der Regel auch die Ohrgeräusche stärker wahrgenommen, als wenn wir ganz entspannt sind.
Ein konsequenter Stressabbau und gezielte Entspannung spielen daher für Tinnitus-Patienten eine ganz zentrale Rolle.
Es lohnt sich, entsprechende Entspannungstechniken zu erlernen. Geeignet sind unter anderem:
- Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
- Feldenkrais
- Yoga
- Tai Chi
- Qigong
Akupunktur bei Tinnitus
Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. empfiehlt die Akupunktur bei Tinnitus als alternative Heilmethode. Auch Begleiterscheinungen des Tinnitus, wie Konzentrations- oder Schlafstörungen verbessern sich durch die Akupunktur.
Bei einem akuten Tinnitus ist die Akupunktur in die schulmedizinische Therapie eingebunden.
Auch wenn Sie unter einem chronischen Tinnitus leiden, kann die Behandlung mit Akupunkturnadeln helfen. Hier wird vor allem berücksichtigt, welche anderen Erkrankungen und Beschwerden bei Ihnen vorliegen. Auf diese Weise wird eine individuelle und auf Ihre Symptome zugeschnittene Akupunktur-Therapie erstellt.
Musik bei Tinnitus
Die Musiktherapie ist für alle Tinnitus-Formen eine hilfreiche Maßnahme. So kann sie bei subakutem, akutem und chronischem Tinnitus eingesetzt werden. Bei dieser Therapieform hört der Patient Musik, die die Frequenzen des Tinnitus überdeckt. Ziel ist es, sich von den Ohrgeräuschen abzulenken und die Aufmerksamkeit auf andere Dinge des Lebens zu lenken.
Dabei wird von einem HNO-Arzt oder einem Hörakustiker zuerst die individuelle Tinnitus-Frequenz ermittelt. Mit Hilfe einer App (zum Beispiel von Tinnitracks) können Sie Ihre Musik dann auf den Tinnitus anpassen. Das bedeutet, dass bestimmte Frequenzen aus der Musik herausgefiltert werden. So nehmen Sie die Ohrgeräusche nicht mehr wahr.
Klinische Studien haben gezeigt, dass der Tinnitus mithilfe von speziell gefilterter Musik bereits nach kurzer Zeit gelindert werden kann.
Die Musiktherapie beinhaltet folgende Punkte:
- Zuerst wird die individuelle Tinnitus-Frequenz herausgesucht
- Eine spezielle App kann dann die eigene Musik an die Frequenz anpassen
- Die Ohrgeräusche werden so nicht mehr wahrgenommen
- Durch die Musik soll ein genussvolles Hörerlebnis hergestellt werden
- Durch die bessere Hörwahrnehmung findet eine Umprogrammierung im Hörzentrums des Gehirns statt
Damit Sie die Therapie, wie sie in den klinischen Studien untersucht wurde, richtig anwenden:
- Achten Sie darauf geeignete Musikstücke zu hören und
- diese regelmäßig über einen Zeitraum von vier Monaten und in ruhiger Umgebung mit Kopfhörern zu hören.
Die Musiktherapie weist damit Ähnlichkeiten zum Tinnitus-Retraining auf. Beide Methoden dienen dazu, das Hören der Ohrgeräusche zu „verlernen“. Mehr zum Thema Tinnitus-Retraining-Therapie erfahren Sie hier
Tinnitus-Counseling
Nicht immer verschwinden Ohrgeräusche trotz der eingeleiteten Behandlungsmaßnahmen wieder vollständig. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene lernen, sich bewusst mit dem Thema Tinnitus auseinanderzusetzen und Möglichkeiten und Strategien zu entwickeln, trotz Tinnitus ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.
Hier spielt das „kognitiv-behaviorale Tinnitus-Training“ eine ganz zentrale Rolle. Dieses kann sowohl ambulant oder auch stationär (z. B. im Rahmen einer „Tinnitus-Kur“) durchgeführt werden. Lassen Sie sich dazu von Ihrem behandelnden Arzt beraten.
Wichtige Aspekte eines derartigen Trainings sind:
- Aufklärung zum Thema Tinnitus (Was genau ist ein Tinnitus? Welche Einflüsse haben zum Beispiel Stress oder negative Emotion auf meine Ohrgeräusch? Welche Herausforderungen hängen mit dem Thema Tinnitus zusammen?)
- Umlenkung der Aufmerksamkeit mithilfe akustischer Stimulation (z. B: Hörgeräte, Noiser etc.)
- Verhaltenstherapie (Erlernen bestimmter praktischer Verhaltensmuster z. B. Entspannungsmethoden, Phantasiereisen, Veränderung eigener Sichtweisen und Emotionen in Zusammenhang mit den Ohrgeräuschen, Erlernen von Strategien, wenn der Tinnitus zu viel Raum einnimmt)
Im Rahmen der sogenannten „Tinnitus-Retraining-Therapie“ (TRT) wird durch mehrere Gesprächssitzungen in einem Zeitraum von 12-18 Monaten trainiert, dem Tinnitus weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Häufig wird im Rahmen der Sitzungen zusätzlich ein Noiser eingesetzt, also ein Mini-Hörgegerät, das den Tinnitus zum Teil überdeckt.
Lesen Sie hier mehr über die Tinnitus-Retraining-Therapie.
In Kliniken sowie bei vielen HNO-Ärzten werden spezielle „Tinnitus-Sprechstunden“ angeboten. Darüber hinaus gibt es ausgewählte psychosomatische Kliniken, die eine stationäre Therapie für Tinnitus-Patienten anbieten.